Hilfskredite und Abstandsregeln

Die Vorstandsmitglieder der Raiffeisenbank Schwaben Mitte berichten, wie derzeit der Geschäftsalltag abläuft. Das Institut fährt die Kreditvergabe hoch, um die Wirtschaft zu stützen

Von Peter Bauer, Illertisser Zeitung, 17.04.2020

Krumbach/Bellenberg

Bilanzsumme, Kundeneinlagen, Kreditvergaben: Das sind die Begriffe, um die sich normalerweise ein Bilanzgespräch mit Bankenvertretern dreht. Und natürlich spielt all das beim Zusammentreffen mit den Vorstandsmitgliedern der Raiffeisenbank Schwaben Mitte diesmal wieder eine wichtige Rolle. Doch dann ist da schnell das, was in der Corona-Krise auch den Alltag in einer Bank massiv verändert: Hilfskredite für Geschäfte und Firmen, Homeoffice, Kurzarbeit, der Einsatz von Mundschutz und ein Blick in die Zukunft, den in diesen Tagen viele mit einem Blick in eine Nebelwand gleichsetzen.


Vorstandsvorsitzender Helmut Graf und seine Vorstandskollegen Uwe Köhler und Franz-Josef Mayer stellen in einem Pressegespräch mit umfangreichem Zahlenmaterial die Bankbilanz des Jahres 2019 vor. Die sieht sehr gut aus. Die Bilanzsumme ist zum 31. Dezember 2019 um 3,9 Prozent auf rund 1,43 Milliarden Euro gestiegen. Die Kreditausleihungen lagen bis zum Jahresende bei etwa 1,03 Milliarden Euro (plus 9,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Insgesamt wird ein Kundenanlagevermögen von etwa zwei Milliarden Euro verwaltet. Auch da ist der Anstieg mit acht Prozent beachtlich. Doch als Graf, Mayer und Köhler diese Zahlen vorstellen, ist das irgendwie auch ein bisschen wie ein Blick in eine uns fremd gewordene Welt. Dann berichten sie von dem „Notbetrieb“, der inzwischen in der Raiffeisenbank zum Arbeitsalltag geworden ist. Geld abheben, Kontoauszüge abholen: Das ist alles nach wie vor möglich. Doch die geräumige Kundenhalle in Krumbach ist über den Vorraum, in dem aktuelle Geldgeschäfte erledigt werden können, nur über einen schmalen Zugang erreichbar. Mitarbeiter der Bank sind in den acht größeren der 16 Geschäftsstellen präsent. Dies sind Altenstadt, Babenhausen, Bellenberg, Erkheim, Krumbach, Neuburg, Vöhringen und Ziemetshausen. Graf und Mayer sind vor Ort in Bellenberg, Köhler in Krumbach. Doch die meisten Kontakte nach draußen finden seit geraumer Zeit telefonisch statt. In Babenhausen ist ein Kundenservicecenter eingerichtet, in der Regel sind dort fünf bis sieben Mitarbeiter beschäftigt, zwischen 8 und 17 Uhr laufen die sprichwörtlichen Telefondrähte heiß. Und die Kundenkontakte sind derzeit in der Bank ein regelrechtes Spiegelbild des wirtschaftlichen Stillstandes, der Existenzangst von Gastwirten, von Friseuren oder von Bäckern, bei denen der Umsatz mitunter um rund 50 Prozent eingebrochen ist.


Die Bank versuche unbürokratisch zu helfen, wo immer dies möglich sei, betonen die Vorstandsmitglieder. Die eigene Kreditvergabe werde hochgefahren. Ziel sei es, die Wirtschaft vor Ort zu stützen. Rund 170 Tilgungsaussetzungen habe es zuletzt gegeben. Immer wieder geht es auch um Hilfskredite für bereits bestehende Darlehen. Aber mit Blick auf diese Entwicklung – welchen Spielraum habe das heimische Gewerbe dann in den kommenden Jahren noch für Investitionen, fragen die Vorstandsmitglieder.


Auch die Raiffeisenbank Schwaben Mitte musste mittlerweile Kurzarbeit anmelden. Nach Auskunft des Vorstandes sind rund 50 Personen davon betroffen. Etwa zwei Drittel der Belegschaft (245 Mitarbeiter) seien noch vor Ort im Einsatz, im Homeoffice rund zehn Mitarbeiter. Desinfektion, die üblichen Abstandsregeln – das ist der Alltag geworden. 250 mal Mundschutz: Dieses „Sicherheitspaket“ hat die Bank im Krumbacher Geschäft Profi Bra anfertigen lassen.


Wie wird es in den kommenden Monaten weitergehen? Eine exakte Prognose sei derzeit schlichtweg nicht möglich, sagen Graf, Mayer und Köhler. Der Bedarf an Hilfskrediten werde sicherlich weiter hoch sein. Bei der Geldanlage werde sich der Trend zu Edelmetall und Fonds weiter verstärken. Und wie wird die Kurzarbeit die Bevölkerung insgesamt treffen? Das ist derzeit noch nicht abschätzbar. Doch die drei Vorstandsmitglieder betonen immer wieder, dass sich gerade jetzt das große Vertrauensverhältnis zu ihren Kunden bewähre. Dies sei eine gute und wichtige Basis, um aus dieser Krise wieder herauszufinden.

Bilanzgespräch mit dem derzeit üblichen großen Abstand: Unser Bild zeigt von links den Vorstandsvorsitzenden der Raiffeisenbank Schwaben Mitte, Helmut Graf, sowie seine Vorstandskollegen Uwe Köhler und Franz-Josef Mayer. Die Wirtschaft stützen: Das ist nach Angaben der Vorstandsmitglieder ein wesentliches Ziel der Bank. Die Corona-Krise prägt intensiv die Arbeit der Bank. Rund 50 Mitarbeiter befinden sich in Kurzarbeit. Foto: Peter Bauer