Nachfrage für Kredite und Einlagen steigt

Die Raiffeisenbank Schwaben Mitte zieht nach eigenen Angaben eine positive Bilanz und verzeichnet ein Wachstum trotz teils schwieriger Rahmenbedingungen.

Donnerstag, 13.02.2025

Von Oliver Wolff

Krumbach/Landkreis Neu-Ulm Die wirtschaftliche Lage bleibt in der Region angespannt: Unternehmen klagen über Bürokratie, fehlende Planungssicherheit und sinkende Auftragslagen, erklärt Helmut Graf, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Schwaben Mitte zusammen mit seinem Vorstandskollegen Matthias Kohl im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Bank sei ständig mit Firmen in Kontakt. Inmitten der Krisenzeit verzeichnete die Raiba mit ihrem Hauptsitz in Krumbach selbst „ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr 2024“.

 

Das Kreditgeschäft der regionalen Bank legte mit einem Plus von 8,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu, während die Einlagen um 6,2 Prozent stiegen – beide Werte liegen laut Graf über dem bundesweiten Durchschnitt. Die Talsohle im Bausektor sei durchschritten. Die Nachfrage für Baufinanzierung steige wieder, aktuell liege der Bauzins bei ungefähr 3,5 Prozent. Für die nächsten ein bis zwei Jahre erwartet der Vorstandsvorsitzende eine Stagnation auf diesem Niveau. Auch das Vermittlungsgeschäft zeigte sich stabil: Edelmetallverkäufe beliefen sich auf 3,1 Millionen Euro, das Immobiliengeschäft erreichte 15,2 Millionen Euro, das Wertpapiergeschäft 137,4 Millionen Euro. Die Bank vermittelte zudem Bausparverträge in Höhe von 61,8 Millionen Euro und Lebensversicherungen im Wert von 25,1 Millionen Euro. Das vergangene Jahr brachte jedoch auch Herausforderungen mit sich. In Vöhringen und Altenstadt wurde ein Geldautomat der Raiba Schwaben Mitte gesprengt. Zwar blieb die Beute aus, doch die Sachschäden waren erheblich. „Unsere Kunden zeigen Verständnis, dass sie in der Übergangszeit auf andere Geschäftsstellen ausweichen müssen“, so Graf. Die Bank investiert in zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen, etwa spezielle Rollos, die nachts heruntergelassen werden.

Ein schwerwiegendes Ereignis war das Jahrhunderthochwasser, das sechs Geschäftsstellen der Raiffeisenbank Schwaben Mitte betraf. Besonders schlimm traf es die Filiale in Babenhausen, deren Keller komplett überflutet wurde – mitsamt der Schließfächer. Die Schadensbehebung dauerte fünf Monate, war aber durch eine eigene Versicherung abgedeckt. Nur etwa die Hälfte der vom Hochwasser betroffenen Privatkunden hätten eine entsprechende Versicherung gehabt, da Elementarschäden oft nicht eingeschlossen waren, sagt Helmut Graf. Geschäftskunden dagegen seien in der Regel umfänglich versichert gewesen. „Wir sehen unseren Auftrag auch in der Beratung. Die Nachfrage nach Versicherungen nach dem Hochwasser ist deutlich gestiegen, aktuell steigt sie auch im Bereich Kranken- und Zusatzversicherungen.“ Ein weiteres Thema für die Bank ist der Wettbewerb mit Onlinebanken und sogenannten Neo-Brokern, die bei jüngeren Sparern immer beliebter werden – auch wegen der auf den ersten Blick attraktiven Gebühren und Zinssätze. „Viele der Anbieter verdienen momentan kein Geld, machen selbst hohe Verluste und legen in risikobehafteten Anlagen an, ohne dass dies klar kommuniziert wird“, kritisiert Graf. Die Raiba setze dagegen auf Transparenz und persönliche Beratung. Mit Blick auf die eigene Banking-App und anderen für Jüngere attraktive Angeboten scheue man keinen Vergleich mit den Mitbewerbern am Markt, so Matthias Kohl.

Mit 225 Mitarbeitenden, davon 105 in Vollzeit und 16 Auszubildenden, ist die Bank mit Sitz in Krumbach nach eigenen Angaben personell gut aufgestellt. „Wir haben keine Stellen abgebaut und keine Geschäftsstellen geschlossen – und wir sind immer auf der Suche nach guten Leuten“, erklärt Graf.

Die Sparquote in Deutschland liege trotz Wirtschaftskrise derzeit bei 11,5 Prozent, es gebe eine hohe Nachfrage nach Aktien, Gold und Schließfächern. „Wir empfehlen, nicht mehr als zehn Prozent des Vermögens in Gold zu investieren. Langfristig setzen wir auf Fond-Sparpläne, die in einigen Fällen sogar ETFs schlagen, weil sie einfach gut gemanagt sind“, erklärt Kohl. Ein ETF (Exchange Traded Fund) ist ein börsengehandelter Investmentfonds, der einen Index wie den DAX abbildet und Anlegerinnen und Anlegern eine breit gestreute Anlagemöglichkeit bietet.

Auch das Thema Künstliche Intelligenz wird bei der Raiffeisenbank Schwaben Mitte intensiv beobachtet. „KI kann uns unterstützen und die Effizienz steigern“, so Kohl. Dennoch bleibe der persönliche Kontakt mit den Kunden höchste Priorität der Raiba. „Der direkte Kontakt mit unseren Kunden macht uns stark. Wir sind eine regionale Bank, haben uns über Jahrzehnte eine Expertise aufgebaut und wollen, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt.“

Ein besonderer Fokus liegt weiterhin auf dem gesellschaftlichen Engagement. 134.450 Euro hat die Raiba im vergangenen Jahr an regionale Vereine und Institutionen gespendet. „Ehrenamt ist der soziale Kitt unserer Gesellschaft, und wir wollen als Bank unseren Beitrag leisten“, betont Graf.

Vorstandsvorsitzender Helmut Graf (rechts) und sein Vorstandskollege Matthias Kohl blicken positiv auf die Entwicklung der Raiba Schwaben Mitte. Fotos: Peter Bauer