EU-Regulierungswut, permanent steigender Bürokratismus und die lang anhaltende Niedrigzinsphase mache der Raffeisenbank Iller-Roth-Günz eG zunehmend das Leben schwer. Ein gutes Ergebnis und ordentliche Zuwächse in nahezu allen Bereichen führten jedoch zu einem zufriedenstellenden Geschäftsjahr 2014. Das berichteten die beiden Vorstände Helmut Graf und Franz-Josef Mayer bei der Vorlage der Bilanzzahlen aus dem letzten Jahr.
Die Entwicklung der Finanzmärkte in Deutschland und Europa war auch im Jahr 2014 von expansiven geldpolitischen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) geprägt. In zwei Schritten senkte die Notenbank den Hauptrefinanzierungssatz von 0,25 Prozent zu Jahresbeginn auf nur noch 0,05 Prozent, womit nach Aussage von EZB-Präsident Draghi die Untergrenze erreicht wurde. Allerdings bekräftige er auch, dass in absehbarer Zeit nicht mit steigenden Zinsen zu rechnen sei.
„Die lang anhaltende Niedrigzinsphase lässt unsere Zinsspanne in den nächsten Jahren deutlich zusammenschrumpfen", erklärt der Vorstandsvorsitzende Helmut Graf. Obwohl die Raiffeisenbank seit mehreren Jahren an der Optimierung der internen Prozesse arbeite und alle sich bietenden Einsparpotentiale nutze, lasse sich dieser Rückgang alleine durch Kosteneinsparungen nicht kompensieren. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und arbeiten permanent weiter, um noch effizienter zu werden. Dennoch werden wir uns auf sinkende Gewinne in den nächsten Jahren einstellen müssen", so Vorstandsmitglied Franz-Josef Mayer. Kontraproduktiv für schlankere Prozesse seien jedoch die zunehmenden Regulierungshürden der EU, die für alle Banken in Europa gelte, gleich welcher Größe. „Die Arbeitsanweisungen aus den Regulierungsmaßnahmen, mit denen wir derzeit betraut sind, würden ausgedruckt rund 18.000 Seiten ergeben – das füllt 38 Aktenordner. Für uns bedeutet dies unglaublich viel Arbeit, Aufwand und Zeit. Zeit, die wir viel lieber in Gespräche mit unseren Kunden investieren würden", erläutert Vorstand Graf.
Auch sei es unverzichtbar, wesentliche Positionen auf der Ausgabenseite auf den Prüfstein zu stellen, um sie nach Wirtschaftlichkeit und Notwendigkeit zu bewerten. „Wir werden sehr genau hinschauen müssen, wo die Kunden welche Leistungen von uns noch nutzen und bei einzelnen Stellen eine genaue Betrachtung der Wirtschaftlichkeit im Hinblick auf eine weitere Tragfähigkeit durchführen", erklären die beiden Vorstände.
Dem zunehmenden Trend der Digitalisierung werde man sich nicht verschließen. Mit ihrer neuen Internetseite bietet die Raiffeisenbank Iller-Roth-Günz eG bereits jetzt zahlreiche Funktionen und Servicedienstleistungen an. Für das aktuelle Jahr sind weitere Ausbaustufen der Online-Geschäftsstelle im Internet geplant, durch die die Kunden noch mehr Serviceangebote von zuhause nutzen können – und das völlig unabhängig von irgendwelchen Öffnungszeiten.
Trotz historisch niedriger Zinsen im Anlagebereich ist der Raiffeisenbank eine deutliche Steigerung bei den Kundeneinlagen gelungen. Mit einem Zuwachs von 3,3 % auf nun 601 Mio. Euro weist das Finanzinstitut damit einen Rekordstand aus. Auffällig dabei sei, dass viele Kunden ihr Erspartes sehr kurzfristig parken. Inflationsbereinigt kann diese Strategie jedoch sogar ein Minusgeschäft sein. Ordentliche Erträge können derzeit nur durch die richtige Anlagestrategie erzielt werden. Umso wichtiger sei eine individuelle Beratung unter Berücksichtigung der persönlichen finanziellen Situation und den jeweiligen Wünschen und Zielen.
Des einen Leid, des anderen Freud: Historisch kleine Zinsen gibt es derzeit natürlich auch bei Krediten. Dies bekräftigte das hohe Niveau der Kreditnachfragen im letzten Jahr. Mit neuen Kreditausreichungen in Höhe von rund 127 Mio. Euro steigerte die Raiffeisenbank die Ausleihungen 2014 auf nun 556 Mio. EUR. Ein großer Anteil davon floss in die heimische mittelständische Wirtschaft und ermöglichte so für viele Unternehmen wichtige Investitionen in die Zukunft. Große Nachfrage bestand jedoch auch wieder bei Finanzierungen von Eigenheimen. „Bei den derzeitigen Finanzierungssätzen verwirklichen sich viele Familien den Traum vom Eigenheim. Doch nicht nur der Neubau boomt. Auch bei Kauf-Immobilien ist die Nachfrage deutlich größer als das Angebot. Unsere Immobilienberater waren das ganze Jahr händeringend auf der Suche nach Objekten für vorgemerkte und nachfragende Kaufinteressenten", berichtet Vorstand Graf. Durch die angekündigte Senkung des Garantiezinses bei den Lebens- und Rentenversicherungen in diesem Jahr sicherten sich viele Kunden den noch vergleichsweise attraktiven Garantiezins des alten Jahres. Dies führte auch im Versicherungsbereich zu einer hohen Nachfrage und einem Rekordergebnis in der Kooperation mit den Versicherungspartnern Allianz Versicherung, Versicherungskammer Bayern sowie der R+V Versicherung. Zufriedenstellende Ergebnisse seien auch im Fonds- und Wertpapierbereich sowie im Traditionsprodukt Bausparen zu vermelden.
Mit 41,6 Mio. Euro konnte die Raiffeisen-Waren GmbH Iller-Roth-Günz trotz gesunkener Dünger- und Getreidepreise den Umsatz auf dem Rekordniveau des letzten Jahres halten. Durch faire Preise und ein breites Warensortiment in den Geschäftsbereichen Agrarhandel, Brennstoffe, Haus-, Gartem,- und Getränkemärkte, Feuerbällchenproduktion und –vertrieb sowie Getreidehandel zählt unser Tochterunternehmen zu den erfolgreichsten und größten Raiffeisen-Waren GmbH in Schwaben.
602 neue Mitglieder durfte die Genossenschaftsbank im letzten Jahr willkommen heißen. Noch wenige Wochen vor Jahresende begrüßte der Vorstandsvorsitzende Helmut Graf persönlich das 16.000. Mitglied. Zum Ende des Jahres zählte die Bank einen Mitgliederbestand von 16.130 Mitgliedern. Dieser hohe Zuwachs sei auch in der Einführung der goldenen Mitgliederkarte „VR-BankCard PLUS" mit ihren vielen Vorteilen bei bundesweit über 13.000 Kooperationspartnern begründet.
Deutlich ausgeweitet werden konnte die Bilanzsumme. Ein Wachstum von rund 4,5 % bedeutete eine Bilanzsumme zum Jahresende in Höhe von 761 Mio. Euro. Stolz gemacht habe die Genossenschaftsbanker im letzten Jahr vor allem das gute Ergebnis bei der Kundenumfrage, an der sich über 1.150 Kunden beteiligten sowie die hohe Auszeichnung der Springer Fachmedien Wiesbaden mit dem Award „Vorbildlicher Finanzvertrieb". Nur 13 Finanzorganisationen in ganz Deutschland haben nach einer umfangreichen Prüfung diese Auszeichnung im Herbst letzten Jahres erhalten. Der Vorstandsvorsitzende dazu: „Vorbildlicher Finanzvertrieb zu sein bedeutet für uns die Summe einer tollen Teamleistung. Kompetente, gut ausgebildete, motivierte Berater und Spezialisten sowie ein leistungsfähiger FinanzVerbund führen zu hoher Zufriedenheit und Kundenbindung. Dass uns dies nun nicht nur unsere Kunden selbst über die Ergebnisse unserer Kundenbefragung, sondern auch die Springer Fachmedien mit dieser tollen Auszeichnung bestätigt haben, freut uns sehr und macht uns zugegebenermaßen auch etwas stolz." Sich auf Gütesiegeln auszuruhen, komme für die Bank jedoch nicht in Frage. Die Raiffeisenbank Iller-Roth-Günz eG habe den Anspruch permanent besser zu werden, berichteten die Vorstände.