Krisen haben Markus Gürne beruflich stets begleitet. „Mein Leben hat sich immer zwischen Wirtschaft und Auslandseinsätzen abgespielt“, sagt er. Für die ARD war er einige Jahre als Auslandskorrespondent in Kairo, im Irak und in Neu-Delhi tätig, bevor er als Leiter der ARD-Börsenredaktion begann. Auf Einladung der Raiffeisenbank Schwaben Mitte referierte der Nahost-Experte in der Mehrzweckhalle des Simpert-Kraemer-Gymnasiums. Vor mehr als 500 Besuchern beleuchtete er die „Geschichten hinter den TV-Berichten, von Europa über den Nahen Osten bis nach Südasien und zurück.“
Das Thema Wirtschaft habe ihn schon seit seiner Kindheit bewegt, sagte Gürne. „Als mein Vater starb, war ich gerade zehn Jahre alt.“ Seine Mutter habe schauen müssen, dass sie mit ihm und seinen drei älteren Geschwistern über die Runden kam. In dieser Zeit habe er gelernt, wie wichtig ein eigenes Einkommen sei. „Als Württemberg-Schwabe habe ich diesen Finanzdefekt schon im Blut“, so der studierte Rechts- und Politikwissenschaftler. Um seinen Zuhörern wirtschaftliche und finanzielle Zusammenhänge zu erklären, benötigt er keine Power-Point-Präsentation. Eine Weltkarte, auf der die Global Player der Wirtschaft und weitere wichtige Länder hervorgehoben sind, genügten ihm.
„Wir dürfen die EU nicht unterschätzen – auch wenn andere uns nicht als Global Player sehen. Wir haben zwar wenige Rohstoffe und nur begrenzten Platz, dafür aber eine unfassbar gute Bildung“, verdeutlichte Gürne. Auch das sei ein wichtiger Aspekt, wenn es um die Wirtschaftsfähigkeit eines Landes gehe. Den europäischen Staaten fehle es an einer gemeinsamen Wertegemeinschaft. Es bröckle an vielen Ecken, nicht nur in Bezug auf die Flüchtlingspolitik, bei der jedes Land seine eigenen Entscheidungen treffe, sagte der Experte: „Europa ist immer nur dann toll, wenn man etwas bekommt, aber nicht, wenn man etwas geben muss.“ Aber nur mit einer gemeinsamen Wirtschaft- und Finanzpolitik könne man den Karren aus dem Dreck ziehen. Solange das nicht passiere, werde es in Europa so weiter gehen wie bisher. „Griechenland wird niemals in der Lage sein, schuldenfrei zu sein und das was in Italien gerade vor sich geht, ist politische Erpressung“, sagte Gürne. Der 48-jährige ging auch auf wichtige strategische Partner der EU ein: Das sind sowohl Indien als auch der Irak. „Indien hat eine rasend wachsende Bevölkerung und eine starke Mittelschicht: Viele Bundesländer und Bildungseinrichtungen aus Deutschland arbeiteten bereits mit Behörden in Indien zusammen. „Sie vermitteln unser duales Bildungssystem“, so der Nahost-Experte.
Für die Weltmachtstellung der USA hat er eine Erklärung: „Europa ist zwar bevölkerungsreicher, aber es ist kein geschlossenes System. Die USA haben eine Währung, gleiche Rechte und Pflichten für alle in Wirtschaft und Finanzen.“ Auch Donald Trump fand seinen Platz im Vortrag: „Der verhaltensauffällige Präsident macht genau das, was seine Anhänger von ihm erwarten. Und alle anderen Länder schauen verdutzt zu. America first eben.“ Er habe gelernt, dass Krisen ein System haben, sagte Gürne. „Es geht immer um Interessen einzelner Parteien und darum, wie sie durchzusetzen sind.“ Krisen beeinflussten die Weltwirtschaft, die Weltpolitik und ebenso den Finanzmarkt. Alles gehöre zusammen. „Wer die Zusammenhänge versteht, kann sein Geld besser anlegen, sein Vermögen ausbauen. Wie das geht, möchte Markus Gürne mit seinem Buch „Die Welt ist eine Börse“ vermitteln. (clb)