Einen 50-Kilogramm-Sack mit Düngemittel schleppen? Man wird einen Vorstandsvorsitzenden einer großen Bank wohl kaum damit in Verbindung bringen. Helmut Graf lächelt, als er über seine Lehre bei der Raiffeisenbank erzählt, in Kirchheim im Jahr 1981 – und immer wieder auch schwere Säcke mit Düngemittel tragen musste. Düngemittel – das gehört zum sogenannten Warengeschäft der Raiffeisenbank. Und bei allen geradezu drastischen Veränderungen auf dem Bankensektor ist das Warengeschäft bis heute für die Raiffeisenbank Schwaben Mitte ein wichtiges geschäftliches Standbein. Der 53-jährige Helmut Graf ist seit 2017 Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Schwaben Mitte, in der die Raiffeisenbanken Krumbach und Iller-Roth-Günz zusammengefunden haben. Zusammen mit seinen Vorstandskollegen Uwe Köhler und Franz-Josef Mayer konnte er jetzt für das Jahr 2018 solide Zahlen vorlegen. In wichtigen Bereichen gab es ein beachtliches Wachstum, die Bilanzsumme lag zum 31. Dezember 2018 bei 1,37 Milliarden Euro. Dies ist eine Steigerung von 6,5 Prozent.
Um welch eine Dimension es sich da handelt, macht eine Vergleichszahl deutlich. In den 80er-Jahren betrug die Bilanzsumme bei der damals noch selbstständigen Raiffeisenbank Ziemetshausen ganze 70 Millionen Mark. Deutlich zugelegt hat die Raiba Schwaben Mitte im Kreditgeschäft. Hier lag das Volumen nach Angaben des Vorstands Ende 2018 bei 940 Millionen Euro – 6,3 Prozent mehr als im Vorjahr.
Graf, Mayer und Köhler freuen sich, dass sich hier offensichtlich das von der Bank auf den Weg gebrachte „Kreditprojekt“ positiv auswirkt. Unbürokratisch und rasch einen Kredit erhalten – das ist ein wesentliches Ziel dieses Projekts. Mitarbeiter seien, so die Vorstände, entsprechend ausgebildet und Strukturen verändert worden. So sei es beispielsweise möglich, dass Kredite bis zu 75000 Euro innerhalb einer Stunde vergeben werden könnten. Auch bei der Baufinanzierung seien die Prozesse beschleunigt worden. Dank dieser Fortschritte sei es der Bank gelungen, im Kreditbereich ihren Marktanteil zu erhöhen. Firmen- und Privatkunden würden gleichermaßen profitieren.
Einen Zuwachs gibt es auch bei den verwalteten Kundengeldern. Die Bank hat hier um 5,6 Prozent zugelegt. Die Summe der Kundengelder betrug zuletzt rund 1,9 Milliarden Euro. Das sind solide Zahlen. Doch die Vorstandsmitglieder sprechen auch von einem weiteren Ertragsrückgang, für den maßgeblich die anhaltend niedrigen Zinsen verantwortlich sind. Auch bei der Ausrichtung der Struktur müsse sich die Bank immer wieder dieser Herausforderung stellen. Derzeit gehören zur Bank 18 Geschäftsstellen in Krumbach, Niederraunau, Neuburg, Altenstadt, zweimal in Babenhausen, Bellenberg, Buch, Deisenhausen, Erkheim, Illerberg, Kettershausen, Lauben, Oberegg, Tiefenbach, Vöhringen, Westerheim und Ziemetshausen. Die Ortsnamen zeigen, wie groß das Gebiet der Bank ist, das sich über die Kreise Günzburg, Neu-Ulm und Unterallgäu erstreckt. Zum Jahresende wurden die Geschäftsstellen in Langenhaslach und Behlingen geschlossen.
Hier gibt es weitere Detailinfos zur Bank:
- Spenden: Für Vereine, regionale Projekte und Initiativen stellt die Bank insgesamt rund 125 000 jährlich an Spenden zur Verfügung. (pb)
- Fusion: Die Raiffeisenbank Schwaben Mitte ging 2017 aus den beiden Raibas Krumbach und Iller-Roth-Günz hervor.
- Mitarbeiter: Rund 250.
- Bilanzsumme: Zuletzt waren es 1,37 Milliarden Euro.
- Vorstandsmitglieder: Helmut Graf (Vorstandsvorsitzender) sowie Uwe Köhler und Franz-Josef Mayer.
- Sitz der Bank: Der Sitz der Bank ist Krumbach. Neben Krumbach gibt es vier weitere Kompetenzzentren: Altenstadt, Babenhausen, Bellenberg und Erkheim.
- Mitglieder: Zum Jahreswechsel waren es 25 573 Mitglieder. Ein Jahr zuvor lag die Zahl bei 25 341.
- Zweigstellen: Insgesamt gibt es 18 Geschäftsstellen.
- Spenden: Für Vereine, regionale Projekte und Initiativen stellt die Bank insgesamt rund 125 000 jährlich an Spenden zur Verfügung. (pb)
- Fusion: Die Raiffeisenbank Schwaben Mitte ging 2017 aus den beiden Raibas Krumbach und Iller-Roth-Günz hervor.
Derzeit keine weiteren Schließungen geplant
Die Vorstandsmitglieder sagen, dass derzeit keine weiteren Schließungen geplant seien, aber natürlich müsse man die Marktentwicklung weiter beobachten. Immer mehr würde sich das Bankengeschäft und das Kundenverhalten in den digitalen Bereich hineinverlagern. Im Bereich der Girokontenführung würde der Onlinebanking-Anteil bereits bei 52 Prozent liegen. „Erreichbarkeit“, das sei längst nicht mehr nur räumliche Nähe, sondern auch digitale Erreichbarkeit, zum Beispiel über Mail oder SMS. Darauf müsse sich die Bank in ihrer Struktur einstellen. In einer Zeit niedriger Zinsen stellt sich immer wieder auch die Frage nach empfehlenswerten Formen der Geldanlage. Beliebt sei nach wie vor das Sparen in Aktienfonds. Zudem gebe es, so Graf, Köhler, und Mayer, eine vermehrte Nachfrage nach Gold. Die Bank habe dem Rechnung getragen, in Krumbach gebe es spezielle Räumlichkeiten für Beratungen zum Thema Gold.
Die Unwägbarkeiten der Politik
Aufmerksam verfolgen die Vorstandsmitglieder die aktuellen politischen Entwicklungen. Was bringt die Europawahl? Welche Auswirkungen hat der Brexit? Kühlt sich die Konjunktur ab? All das ist schwer kalkulierbar. Graf, Mayer und Köhler betonen aber, dass die Bank auch auf eventuell schwieriger werdende Zeiten gut vorbereitet sei. Ein Grund dafür sei die gute Ausstattung mit Eigenkapital. Und da ist als weiterer wichtiger Sektor noch das Warengeschäft (unter anderem regionale Lebensmittel, Haus- und Gartenartikel). Die Raiffeisenbank Schwaben Mitte hält 70 Prozent der Raiffeisen Ware Schwaben Allgäu GmbH: 72 Millionen Euro wurden 2018 in diesem Bereich erwirtschaftet – 4,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Ware: Ein bisschen ist das noch wie damals 1981, als Helmut Graf seine Lehre begann. Schwere Säcke muss er heute nicht mehr schleppen. Aber Graf ist sich sicher: Auch in veränderten, digitalisierten Zeiten bleibt dieses Geschäft für die Bank sehr wichtig.