Bankenfusion? Das Thema gilt als besonders heikel in Krumbach. Vor drei Jahren gab es für ein Zusammengehen mit der Volksbank Günzburg in der Krumbacher Vertreterversammlung nicht die erforderliche Mehrheit. Nun strebt die Bank eine Fusion mit der Raiffeisenbank Iller-Roth-Günz an. Die Vertreterversammlung im Krumbacher Stadtsaal galt als erster Stimmungstest. Und die Stimmung unter den Vertretern scheint diesmal um einiges positiver zu sein als 2013.
Eine Fusion mit einem großen Partner im Norden, der VR-Bank Donau-Mindel (Bilanzsumme zuletzt rund 1,37 Milliarden Euro) hatten die Krumbacher Vorstände Otto Wengenmayer (Vorsitzender) und Uwe Köhler in Erwägung gezogen. Die Banken würden prinzipiell gut zueinander passen, meinte Wengenmayer. Doch mehr als 40 Jahre nach der Gebietsreform gebe es im Süden gegen ein solches Zusammengehen nach wie vor offensichtlich „politische Vorbehalte“. Erste Reaktionen lassen in der Tat darauf schließen, dass eine Fusion mit einer Genossenschaftsbank im Westen, im benachbarten Landkreis Neu-Ulm, leichter durchsetzbar ist. In der Vertreterversammlung müssen 75 Prozent zustimmen, die Hürde liegt also hoch. Voraussichtlich im Juni 2017 wird es in der Krumbacher Vertreterversammlung zur Abstimmung kommen.
Vor einigen Tagen waren die Krumbacher Vertreter schriftlich über die Fusionspläne informiert worden. In der jüngsten Vertreterversammlung schilderte Vorstandsmitglied Uwe Köhler in einem Vortrag die negativen Folgen der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank. Die Vorstände machten deutlich, dass die Rahmenbedingungen wie Zinspolitik, Digitalisierung (Online- und Mobile-Banking) und Bürokratisierung den Fusionsdruck deutlich erhöhen werden. Internationale Krisen schlagen auf die Region durch. Klar war am vergangenen Donnerstagabend im Stadtsaal noch nicht, dass die Briten mehrheitlich für einen Austritt Großbritanniens aus der EU stimmen würden. Auch solche Entscheidungen können unmittelbar in die heimische Region hineinwirken.
Wengenmayer betonte, dass die Raiba Iller-Roth-Günz mit rund 777 Millionen Euro Bilanzsumme ein guter und starker Partner sei. Zum Vergleich: Die Bilanzsumme der Raiba Krumbach lag 2015 bei 409 Millionen Euro. Stark sei bei der Raiba Iller-Roth-Günz das Warengeschäft (etwa 43 Millionen Euro, Krumbach: zwei Millionen Euro). Da es bei der benachbarten Bank mit Sitz in Bellenberg (rund 4500 Einwohner) kein echtes Zentrum gebe, solle Krumbach der Sitz der neuen fusionierten Bank sein. Dies bestätigte Wengenmayer auf mehrfache Nachfrage aus den Reihen der Vertreter. Man wolle Abläufe effizienter strukturieren, aber es werde keine Kündigungen geben. Die Gespräche zur Fusion würden erst am Anfang stehen, die Vertreter würden über den weiteren Fortschritt informiert. Der Aufsichtsratsvorsitzende Christian Plail sprach von einem bestmöglichen Zusammenschluss mit einem starken Partner.
Warum kein Zusammengehen mit der Raiffeisenbank Thannhausen? Auch dies wurde von Vertretern angesprochen. Man sei auf die Raiba Thannhausen immer wieder zugegangen, betonte Wengenmayer. Doch von dort habe es ein klares Signal gegeben, dass die Bank nicht mit Krumbach zusammengehen und selbstständig bleiben wolle. Karl-Heinz Laber betonte die Vorteile einer Fusion zwischen den Raibas Krumbach und Iller-Roth-Günz. Die ländlich strukturierte Bank passe gut zu Krumbach, der Sitz werde in Krumbach sein. Doch wünschenswert sei ein weiteres Zusammengehen mit Thannhausen.
Die Luft wird dünner für die Banken, die Erträge sinken. Aber Wengenmayer und Köhler konnten eine solide Bilanz für 2015 vorlegen, die von den Vertretern einstimmig abgesegnet wurde. Bei der Bilanzsumme gab es eine Steigerung von 397,7 Millionen im Jahr 2014 Euro auf 409,3 Millionen Euro im Jahr 2015, beim Kreditvolumen von 235,7 Millionen Euro auf 256,5 Millionen Euro. Der Rückgang beim „Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit“ von 4,84 Millionen Euro auf etwa 4,46 Millionen Euro deutet aber die Schwierigkeiten auf dem Bankensektor und den zunehmenden Fusionsdruck an.
In seinem Grußwort bescheinigte Bürgermeister Hubert Fischer den Verantwortlichen, einen „guten Job“ zu machen. Regularien waren rasch abgehandelt. Der Aufsichtsratsvorsitzende Christian Plail und sein Stellvertreter Karl Weiß wurden einstimmig in ihren Ämtern bestätigt.