Irgendwann im Gespräch fällt das Stichwort Böhen. Böhen? Der südlich von Ottobeuren gelegene Ort ist mit 845 Metern die höchste Gemeinde des Unterallgäus. Allein das deutet an, welche geografische Dimension die fusionierte Raiffeisenbank, die den Namen Schwaben-Allgäu tragen soll, erreichen wird. In der neuen Bank finden die Raiffeisenbank Schwaben Mitte und die Genossenschaftsbank Unterallgäu zusammen. Die Vorstandsmitglieder beider Banken erklärten jetzt, wie der Fahrplan zur Fusion aussieht und welche personellen Veränderungen es gibt.
Es entsteht eine Bank mit einer Bilanzsumme von rund 2,8 Milliarden Euro. Was für eine Dimension das ist, deutet ein Blick zurück in die regionale Bankengeschichte an. In den 80er-Jahren lag die Bilanzsumme bei der damals selbstständigen Raiffeisenbank Ziemetshausen bei ganzen 70 Millionen Mark. In jüngster Zeit kam es unter dem Druck niedriger Zinsen bei den Banken zu einer Fusionswelle. So wollen sich die Kreissparkasse Augsburg und die Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim zu einem wahren Riesengebilde mit einer Bilanzsumme von etwa neun Milliarden Euro zusammenschließen. Die neue Raiba Schwaben-Allgäu nähert sich drei Milliarden Euro an. 1,625 Milliarden Euro: Das ist die Bilanzsumme der Raiffeisenbank Schwaben-Mitte mit Sitz in Krumbach. Auf 1,219 Milliarden Euro kommt die Genossenschaftsbank Unterallgäu (Mindelheim). Die etwas größere Raiba Schwaben Mitte ist bei der anstehenden Fusion die aufnehmende Bank. Der rechtliche Sitz wird in Mindelheim sein.
Fusionen bei Banken gibt es oft auch dann, wenn es in den Vorständen personelle Veränderungen wie etwa Eintritte in den Ruhestand gibt. Das ist auch bei der jetzt anstehenden Fusion der Fall: Der 63-jährige Anton Jall, derzeit Vorstandsvorsitzender der Genossenschaftsbank Unterallgäu, geht, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion berichtet, Ende 2022 in den Ruhestand. Jalls Vorstandskollege ist der 43-jährige Christian Engelbert Maier. Bei der Raiba Schwaben-Mitte steht Ende 2021 die Pensionierung von Vorstandsmitglied Franz-Josef Mayer (62) an. Vorstandsvorsitzender der Raiba Schwaben Mitte ist Helmut Graf (56). Weiteres Vorstandsmitglied ist Uwe Köhler (60).
Der künftige Vorstand der fusionierten Raiba Schwaben-Allgäu soll so aussehen: Helmut Graf und Anton Jall (dieser bis zu seiner Pensionierung Ende 2022) sind gemeinsam Vorstandsvorsitzende. Weitere Vorstandsmitglieder sind Uwe Köhler und Christian Engelbert Maier. Die Vorstandsmitglieder gehen davon aus, dass der Fusionsprozess reibungslos verlaufen wird. Die seit September geführten Gespräche seien harmonisch verlaufen. Die Vorstände und Aufsichtsräte beider Banken hätten sich einstimmig für die Fusion, die zum 1. Januar 2022 in Kraft treten soll, ausgesprochen. Alle Vorstandsmitglieder betonen, dass sich für die Kunden nichts ändern werde und auch die neue Bank weiterhin dezentral in der Fläche, nahe bei den Kunden präsent bleiben möchte.
Künftig gehören zur neuen Bank die Marktbereiche Krumbach, Iller, Babenhausen und Erkheim sowie Mindelheim, Ottobeuren und Bad Wörishofen. Das Gebiet der fusionierten Bank wird große Teile der Landkreise Neu-Ulm, Günzburg und Unterallgäu umfassen. Die Ausdehnung reicht aus dem Raum Ottobeuren/Böhen bis hinauf in den Norden nach Vöhringen an der Iller. Im Osten gehören die Gebiete Ziemetshausen, Markt Wald und Ettringen dazu. Der Standort Krumbach, bisher Sitz der Raiba Schwaben Mitte, werde weiterhin intensiv genutzt. In Sachen Gewerbesteuer ändere sich für die Stadt Krumbach nichts. Die Entscheidung über die Fusion fällt dann in den Vertreterversammlungen. Diese sollen voraussichtlich im Mai/Juni nächsten Jahres stattfinden. Die Fusion solle aber bereits auf den 1. Januar 2022 datiert werden. Graf, Jall und die Vorstandskollegen sind sehr zuversichtlich, dass es die jeweils erforderliche Zustimmung (jeweils 75 Prozent der Vertreter) geben wird.
Die Mitarbeiter seien am vergangenen Montag über die jetzt anstehende Entwicklung informiert worden. Die Vorstandsmitglieder betonen, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird. Aktuell sind bei der Raiba Schwaben Mitte 220 Mitarbeiter beschäftigt, bei der Genossenschaftsbank Unterallgäu sind es 163. Die Vorstandsmitglieder betonen, dass mit Blick auf die Fusion keine Filialschließungen geplant seien. Aber natürlich müsse man die Entwicklungen in den kommenden Jahren weiter beobachten. Unisono sprechen die Vorstandsmitglieder über die anhaltend niedrigen Zinsen, die die Arbeit der Banken erschweren würden. Hinzu komme eine immer umfassender werdende Bürokratie. Durch Fusionen können die Banken Kosten senken. Man braucht dann beispielsweise nur noch eine Marketingabteilung, eine Personalabteilung, es muss nur noch eine Bilanz erstellt werden. So konnten beispielsweise die Sparkassen in Bayern ihre Personalkosten um rund 29,5 Millionen Euro senken. Darüber sprach unsere Redaktion vor Kurzem mit dem Regionabankenexperten Patrick Pertl. Er vermutet, dass sich die Fusionswelle fortsetzt und geht davon aus, dass sich die Anzahl der Genossenschaftsbanken dem der Sparkassen annähert. Im Raum zwischen Ettringen und der Iller sieht sich die neue Raiba Schwaben-Allgäu jetzt in einer starken Position.