Das Ende der Strafzinsen ist auch in der Region besiegelt
Die Zinswende ist eingeleitet: Strafzinsen für Bankeinlagen werden in Kürze der Vergangenheit angehören – die ersten Institute in der Region haben sie bereits abgeschafft.
Erstmals seit elf Jahren will die Europäische Zentralbank wieder die Zinsen erhöhen. Viele Sparer sehnen die Zinswende seit Langem herbei. Foto: Ralf Lienert
Von Oliver Helmstädter und Rebekka Jakob
Neu-Ulm Jüngst hat die Europäische Zentralbank die Anhebung des Leitzinses auf 0,5 Prozent beschlossen. Dies ist die erste Erhöhung seit elf Jahren. Das hat auch Folgen in der Region.
Sämtliche Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben die „Strafzinsen“, die sie selbst lieber Verwahrentgelt nennen, eingestellt. Oder sind kurz davor. „Vom heutigen Mittwoch an – gekoppelt an die Einlagenfazilität des Eurosystems – werden wir auf die Erhebung eines Verwahrentgelts verzichten“, sagte jüngst Boris Fazzini, der Sprecher der Sparkasse Ulm auf Nachfrage der Redaktion.
Die Entscheidung, überhaupt ein Verwahrentgelt zu erheben, sei dem öffentlich-rechtlichen Institut sehr schwergefallen. Die Sparkasse Ulm habe dieses Entgelt „so lange wie betriebswirtschaftlich vertretbar“ hinausgezögert. Aus diesem Grund habe die Sparkasse auch erst seit Januar 2021 für Privatpersonen ab einem Betrag von 100.000 Euro Liquidität pro Einzelperson Verwahrentgelte erhoben. So wie bei der Sparkasse Neu-Ulm/Illertissen auch für Bestandskunden. Neukunden mussten schon ab 10.000 Euro Strafzinsen zahlen. Doch damit ist es jetzt auch vorbei: „Ein Verwahrentgelt wird nicht mehr verrechnet“, teilt die Sparkasse Neu-Ulm/Illertissen schmucklos mit.
Nicht anders sieht es bei den Volks- und Raiffeisenbanken der Region aus: Die VR-Bank Neu-Ulm wird ab August kein Verwahrentgelt mehr berechnen. Das ist im regionalen Vergleich eher spät. Denn die Volksbank Ulm-Biberach senkte bereits mit Wirkung zum 22. Juli den Zinssatz des Verwahrentgelts für hohe Anlagebeträge auf aktuell null Prozent.
Die Raiffeisenbank Schwaben Mitte hat bereits ab 25. Juli die Verwahrentgelte auf null gesetzt. Hier gab es laut Vorstandssprecherin Sabine Turek keine feste Summe, ab der die Negativzinsen verlangt wurden, sondern individuelle Vereinbarungen mit Firmen- und Privatkunden, die größere Beträge auf dem Konto haben. Bei der Raiffeisenbank Mittelschwaben gilt ebenfalls der 1. August als Stichtag: „Wir haben ab 1. August 2022 alle Verwahrentgelte/Minuszinsen für unsere Kunden aufgehoben“, so Vorstand Günther Mayer. Die Raiba Mittelschwaben hatte diese nur bei Firmenkunden und Kommunen eingestellt, „der Rest war frei“. Auch große Banken, etwa auch die Deutsche Bank und die Commerzbank, haben angekündigt, die Negativzinsen für ihre Kunden und Kundinnen zurückzufahren. Im Vorfeld der Diskussionen um das Verwahrentgelt und die sogenannten Strafzinsen hatten sämtliche Banken mit dem Hinweis auf alternative Anlagemöglichkeiten betont, dass es unnötig sei, diese zu bezahlen.