Im Vorstand der Raiffeisenbank Schwaben Mitte gibt es eine bedeutende Veränderung. Wie Uwe Köhler in mehr als 16 Jahren die Arbeit der Bank geprägt hat.
Krumbach/Bellenberg Seine Antwort ist durchaus überraschend. „Ich möchte wieder mit dem Klavierspielen beginnen“, sagt Uwe Köhler. Nach rund 16 Jahren im Raiffeisenbank-Vorstand verabschiedet er sich in den Ruhestand. Bekannt ist, dass Köhler in seiner Freizeit gerne mit dem Rennrad oder auch kraulend in diversen Schwimmbecken unterwegs ist.
Jetzt wieder Klavierspielen – der neue Lebensabschnitt bietet dem 62-Jährigen die Möglichkeit, das zu tun, was bei ihm seit vielen Jahren in den Hintergrund getreten war. Köhlers Nachfolger im Vorstand der Raiffeisenbank Schwaben Mitte ist der 45-jährige Matthias Kohl.
Der Vorstandsvorsitzende Helmut Graf würdigt Köhler als „Vollblutbanker“, der Außerordentliches geleistet habe. Köhlers beruflicher Weg ist auf seine Weise ein Spiegelbild des drastischen Wandels im Bankensektor. Köhler ist am 13. Dezember 1960 in der rund 5000 Einwohner zählenden Stadt Prüm in der Westeifel geboren. Wiederholt hat er über seine Lehrzeit in der örtlichen Raiffeisenbank erzählt, wie er Torfballen von Güterzügen abladen musste oder auch Kontoauszüge den Kunden persönlich vorbeigebracht hat. Sein Weg nach Krumbach (2006 wurde er Vorstandsmitglied der damaligen Raiffeisenbank Krumbach) führte ihn gewissermaßen quer durch Süddeutschland. Von 1988 bis 2006 war er stellvertretendes Vorstandsmitglied der Sparkasse Sigmaringen.
Nach der Fusion der Raiffeisenbank Krumbach mit der Raiffeisenbank Iller-Roth-Günz 2017 war Köhler Vorstandsmitglied der aus der Fusion hervorgegangenen Raiffeisenbank Schwaben Mitte. Aktuell sind rund 210 Mitarbeitende für die Raiba Schwaben-Mitte tätig, es gibt insgesamt zwölf Filialen.
Köhler erinnert sich an Höhepunkte seiner Arbeit, wie etwa 2012, als die Raiffeisenbank Krumbach „Bank des Jahres“ wurde, oder auch an die Gründung einer eigenen Energiegenossenschaft. Die Gestaltung der Energiewende möchte die Raiba Schwaben Mitte weiterhin intensiv begleiten und mitgestalten, wie der Vorstandsvorsitzende Helmut Graf betont. Und dabei auch dazu beitragen, dass Wertschöpfung in der Region bleibt.
All diese Themen werden bei Köhler jetzt stärker in den Hintergrund treten. Er freue sich auf den Ruhestand, er sei gesund, so würden sich viele Möglichkeiten für Unternehmungen bieten. Beispielsweise für Camper-Touren zusammen mit seiner Frau. Die Familie wird stärker in den Vordergrund treten, Köhler hat eine 33-jährige Tochter und einen 31-jährigen Sohn. Fehlen werde ihm aber sicherlich der tägliche intensive Kontakt zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bank. „Wir hatten eine tolle Zusammenarbeit“, betont Köhler. Rückkehr in seine Heimat in der Eifel? Das sei kein Thema, sagt er. Er fühle sich in Krumbach und Mittelschwaben wohl, seine Frau und er hätten viele Freunde gefunden.
Köhlers Nachfolger im Vorstand ist Matthias Kohl. Er trat im Oktober in den Vorstand ein. So gab es bis zum Ausscheiden Köhlers aus dem Vorstand zum Jahresende eine Zeit des Übergangs. Kohl ist am 6. Juli 1977 in Memmingen geboren. Er ist verheiratet, wohnt in Altenstadt-Illereichen, zusammen mit seiner Frau hat er zwei Söhne (elf und acht Jahre alt).
Er ist ein „Eigengewächs“ der Raiffeisenbank, seine Lehre begann er 1993 bei der damaligen Raiffeisenbank Bellenberg-Tiefenbach-Illerberg-Thal. Wichtige berufliche Stationen für ihn waren die Leitung der Innenrevision ab dem Jahr 2010 und ab 2019 die Leitung im Bereich „Marktfolge aktiv“. Zu seinen Hobbys zählt neben Tennis und der Fotografie auch das Heimwerken. Nicht zuletzt das deutet die Verankerung Kohls in der Region an.
Wenn Kohl über sein Leben erzählt, dann berichtet er wiederholt über eine besondere Episode in Nordafrika. Im Alter von drei bis acht Jahren war er mit seiner Familie in Algerien, als sein Vater dort für die Firma Liebherr tätig war. Die Familie sei damals in einem deutschen Camp untergebracht gewesen. Kohl erinnert sich an viele Kinder dort, auch an die schönen Erlebnisse am Meer.
Die „nordafrikanische Episode“ steht auch für die komplexen Wirtschaftsbeziehungen in einer globalisierten Welt. Wenn sich deren Entwicklung krisenhaft zuspitzt, bekommt das auch die Raiffeisenbank Schwaben Mitte zu spüren. Graf, Köhler und Kohl sehen die Raiba Schwaben Mitte gut auf aktuelle Entwicklungen vorbereitet. Die Bank verfüge über die notwendigen Reserven, weiterhin möchte sie fest in der Region verankert arbeiten. Mit Sorge betrachten die Vorstandsmitglieder eine zunehmende Tendenz zur Verbürokratisierung. Nach den zahlreichen Sprengungen von Geldautomaten müssten auf Druck des Bundesinnenministeriums aufwendige Risikoanalysen erstellt werden, die mit erheblichen Kosten verbunden seien. Mehr Bürokratie könne aber nicht der Weg für zielführende Problemlösungen sein.