Von Peter Bauer
Krumbach Die Bankenturbulenzen in der Schweiz mit Credit Suisse und UBS? „Natürlich war das auch bei uns ein intensives Thema“, sagt Helmut Graf, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Schwaben Mitte. Aber er rechnet nicht damit, dass diese krisenhafte Entwicklung auf Banken wie die heimische Raiffeisenbank übergreift. Sein Vorstandskollege Matthias Kohl und Graf erklären im Gespräch mit unserer Redaktion, warum sie mit Blick auf die weitere Entwicklung der Bank optimistisch sind. 2022 könne die Bank ein sehr positives Ergebnis vorlegen, dies werde sich 2023 fortsetzen.
Die Raiffeisenbank Schwaben Mitte, deren Einzugsgebiet weite Teile des südlichen Landkreises Günzburg, des Landkreises Neu-Ulm und des Kreises Unterallgäu umfasst, zählt zu den größten Banken in der Region. Wie Helmut Graf und Matthias Kohl berichten, sei die Bilanzsumme von 1,70 Milliarden Euro auf 1,82 Milliarden Euro gesteigert worden. Die Bank habe „stabil, verlässlich und sicher“ gewirtschaftet, betont Graf.
Ein leichtes Plus gebe es bei der Summe, die verliehen wird (1,56 Milliarden Euro im Jahr 2022 gegenüber 1,55 Milliarden Euro im Vorjahr). Dabei zeige sich auch, dass sich die heimische Wirtschaft trotz krisenhafter Begleiterscheinungen anhaltend stabil entwickelt habe. Einen deutlichen Rückgang um rund 60 Prozent gebe es aber bei den Baufinanzierungen, erläutern die beiden Vorstände. Hier würden sich höhere Zinsen, die zurückgefahrene KfW-Förderung und gestiegene Baupreise bemerkbar machen. Unterm Strich hätten sich die Baupreise seit 2010 mehr als verdoppelt, erklärt Matthias Kohl. Mittlerweile würden die Gesamtkosten für ein Standard-Einfamilienhaus in der Region bei rund 700.000 bis 800.000 Euro liegen.
Von den Millionen-Preisen in einer Großstadt wie München würde die Region zwar noch weit entfernt liegen, aber auch in der Region seien die Preise inzwischen enorm hoch. Viele könnten sich ohne finanzielle Unterstützung aus der Familie, beispielsweise von Eltern oder Großeltern, ein Haus nicht mehr leisten. Und so mancher, der ein Bauvorhaben schon konkret anvisiert habe, müsse einen Rückzieher machen.
Seit Langem ist die Bank im Bereich Erneuerbare Energien engagiert, diesen Weg möchte sie fortsetzen. Finanziert wurden und werden Projekte in den Bereichen Windkraft, Photovoltaik und Nahwärme. An den verschiedenen Standorten der Bank stünden rund 25 E-Ladesäulen bereit, die vorrangig von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern genutzt werden könnten.
Die inflationäre Entwicklung bekommt die Raiba in verschiedenen Bereichen zu spüren. Beim Warengeschäft (beispielsweise mit regionalen Lebensmitteln oder auch Gartenartikeln) liege der Umsatz für 2022 bei 113 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 85,6 Millionen Euro. Das Ergebnis für 2022 sei sehr gut, aber es zeige auch die inflationäre Entwicklung. Das Warengeschäft mit regionalen Produkten in etlichen Märkten ist für die Raiba Schwaben Mitte mit Sitz in Krumbach ein wichtiges Standbein. Immer wieder heben die beiden Vorstände hervor, dass die Bank mit ihren Reserven auf aktuelle Entwicklungen gut reagieren könne. Dies sei vor Kurzem auch beim Besuch von Vertretern der Bundesbank gewürdigt worden. Einmal jährlich würden die Banken durch die Bundesbank sozusagen auf Herz und Nieren geprüft. Die Bundesbankvertreter seien von der Entwicklung der Bank beeindruckt gewesen.
Immer mehr Kunden würden die Möglichkeiten von Online-Banking nutzen, es seien inzwischen deutlich über 80 Prozent. So hat die Bank in den letzten Monaten zwei Zweigstellen (in Lauben und Westerheim) geschlossen. Von 17 SB-Stellen (Geldausgabe ohne Personal) seien fünf geschlossen worden. Gründe seien gesunkene Transaktionen, aber auch ein hoher Aufwand für Sicherheitsmaßnahmen.
Die Veränderungen auf den Finanzmärkten würden sich auch bei der Geldanlage bemerkbar machen. Die Nachfrage nach Gold sei leicht rückläufig, Produkte mit Zinsen seien wieder stärker gefragt, nach wie vor ein guter und langfristiger Weg sei die Anlage von Geld in Aktien. Durchaus hoch sei die Nachfrage nach Schließfächern. In Krumbach werde die Raiffeisenbank neue Schließfächer anlegen.
Eine Fusion mit der Raiffeisenbank Mindelheim schien 2021 vor dem Abschluss zu stehen. Doch sie kam schließlich nicht zustande. Gibt es in Sachen Fusion generell neue Entwicklungen? Es gebe derzeit keinerlei Gespräche und Planungen, betonen Graf und Kohl. Die Bank sehe sich mit Blick auf künftige Entwicklungen auf einem guten Weg. Weiterhin möchte sie intensiv in der Region verankert bleiben.
Dafür stehe auch die umfangreiche Spendentätigkeit der Bank. Im Jahr 2022 seien beispielsweise gemeinnützige Vereine und andere Organisationen in der Region mit insgesamt rund 133.000 Euro unterstützt worden. Diese regionale Verbundenheit sei für die Bank weiterhin wichtig.