Krumbach Krumbach hat kürzlich die 14.000-Einwohner-Marke überschritten. Objektiv gesehen ist sie also eine stattliche, aber immer noch eine schwäbische Kleinstadt. Mit ein paar Abstrichen scheint die Welt hier noch bodenständig schwäbisch in Ordnung zu sein. Doch international operierende Kriminelle kommen übers Internet auch in mittelschwäbische Haushalte und hauen mit ihren Maschen hiesige Bürgerinnen und Bürger übers Ohr.
Im Gespräch mit unserer Redaktion berichtet der Krumbacher Polizeipressesprecher Claus Schedel von zwei Fällen aus dem südlichen Landkreis, bei denen die Konten einer Frau mittleren Alters und eines Jungrentners um Tausende Euro geplündert wurden. Die Masche der Täter läuft so ab: Arglose Bankkunden bekommen eine E-Mail ihrer angeblichen Bank, in der sie darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie die Neufassung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen bestätigen müssten. Dazu sollen Sie ihre Kontodaten eingeben. Die Bankkunden und späteren Opfer geben ihre Daten ein und schicken dies ab. Kurz darauf erhalten sie einen Anruf, und es meldet sich ein angeblicher Bankberater oder eine Beraterin der Hausbank. Sie melden sich mit dem den Kunden vertrauten Namen, sodass diese keine Zweifel an der Echtheit des Anrufs haben. „Beim Anruf wird dann sogar die Telefonnummer der echten Bank im Telefondisplay angezeigt, das ist technisch überhaupt kein Problem“, so Schedel. Die Kontoinhaber würden aufgeklärt, dass sie gleich eine sogenannte TAN für die Transaktion zugeschickt bekämen, die sie dann nur noch bestätigen müssten. Ist dies geschehen, dann könnten die Täter ins Konto hinein, wo sie sich eine neue digitale EC-Karte erstellen lassen. Mit dieser gingen sie dann einkaufen in Märkten, in denen sie dann zusätzlich Geld an der Kasse abheben können. Innerhalb von zwei Tagen seien von den beiden Konten dann rund 5000 und rund 7000 Euro verschwunden. Bis die Opfer beim nächsten Check ihres Kontostandes die Kontoplünderung gesehen hätten, sei das Geld schon weggewesen.
Alle Einkäufe seien im Bereich Cloppenburg, Bremen, Wilhelmshaven getätigt worden, und die Krumbacher Polizei ist mit den dortigen Ermittlungsbehörden in Kontakt, ob Videodaten von Überwachungskameras gesichert werden können. Vor zwei Wochen habe es einen ähnlichen Fall im Bereich der Polizeiinspektion Krumbach gegeben, so Schedel. Man könne davon ausgehen, dass diese Art von Kriminalität bandenmäßig organisiert sei, denn es brauche ja Menschen, die das professionell aussehende Mail erstellten, es brauche Anrufer und es brauche Einkäufer. Zudem müssten sich die Täter einigermaßen mit Computern auskennen. Die Mailadressen der potenziellen Opfer würden im Darknet verkauft. Daraufhin gehen Betrugsmails tausendfach raus an diese eingekauften Adressen. Komme das Mail von einer angeblichen Raiffeisenbank, wirft es ein Sparkassenkunde in den virtuellen Papierkorb, jedoch ein anderer Kunde oder eine Kundin falle darauf herein. Der Schaden sei dann schnell groß.
Schedel erläutert, dass die Opfer zweimal einen Fehler machten. Das erste Mal beim Eingeben ihrer Kontodaten nach der E-Mail und das zweite Mal bei der Bestätigung der TAN. Er rät bei Bankgeschäften im Internet, nie auf einen Link aus einer E-Mail zu klicken, da man so auf eine falsche Seite einer vermeintlichen Bank gelockt werde. Außerdem fragten Bankmitarbeiter nie am Telefon nach Kontodaten. Man solle sich herausreden bei solchen Anrufen, dass man solcherlei Dinge persönlich in der Bankfiliale erledige und nicht am Telefon. Ein Anruf beim echten Geldinstitut (mit selber herausgesuchter Telefonnummer) ergebe dann schnell, dass gar niemand angerufen habe bei dem Kunden.
Sabine Turek, Prokuristin der Raiffeisenbank Schwaben Mitte, bestätigt, dass ein solcher Fall auch in ihrer Bank vorgekommen sei. „Der Kunde denkt dann, die Bank ist schuld und kann da etwas machen“, sagt sie im Gespräch mit der Redaktion. Doch wenn der Kunde den Vorgang selber ausgeführt hat, dann liege ja die Schuld nicht beim Geldinstitut. Seitens der Bank gebe man das zwar an die Versicherung weiter, die eine Fallschilderung brauche. Doch nach deren Prüfung zahle die Versicherung oftmals nicht. Nach diesem Fall wurde die gesamte Belegschaft informiert, damit sie Kunden vor dieser Betrugsmasche warnt. Turek sagt aber auch ganz klar: Die Bank rufe Kunden nicht an, damit sie Aktionen ausführten, und schon gar nicht abends um halb acht. Sie appelliert an jeden, ein gesundes Misstrauen an den Tag zu legen. Kein Bankvorgang könne so wichtig sein, dass etwas nicht am nächsten Tag erledigt werden könne, wo man selbst beim Bankmitarbeiter nachfragen könne. Bankintern werde jetzt im System umgestellt, dass eine digitale EC-Karte nicht mehr erstellt werden kann, ohne dass ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin draufschaue und den Kunden nochmals anrufe, ob er diese Karte wirklich bestellt habe. Dass ein Bankservice dann aber sieben Tage die Woche rund um die Uhr laufe, davon müssten Kunden dann Abstriche machen. Doch gebe dies ein Plus an Sicherheit.