Von Claudia Bader
Babenhausen Wie legt man sein Geld in Zeiten von steigender Inflation sinnvoll, nachhaltig und gewinnbringend an? Das Interesse an dieser Frage ist gewaltig. Das zeigte die Besucherzahl in der großen Veranstaltungshalle des Schulzentrums in Babenhausen. Rund 700 Interessierte aller Altersstufen waren der Einladung der Raiffeisenbank Schwaben Mitte gefolgt, um sich von Finanzexperte Norbert Faller fachkundig über aktuelle Entwicklungen an den internationalen Finanzmärkten informieren zu lassen. Dabei warb der Fachmann für die Investition in Aktienfonds.
Nachdem er am Vormittag Schülerinnen und Schülern einen kleinen Einblick ins Thema Finanzpolitik vermittelt hatte, ging der aus Frankfurt angereiste Portfoliomanager Aktien (Union Investment) abends auf die aktuelle Situation in der Weltpolitik sowie die derzeit eher schwierige Situation bei der Geldanlage ein. „Die Inflation wird uns länger begleiten, als wir wollen. In der zweiten Hälfte des Jahres 2023 wird die Rate sogar noch steigen“, prognostizierte Faller. Bei einer Inflationsrate von sieben Prozent seien Lohnerhöhungen von zwei Prozent ebenso wenig als Erfolg zu werten wie die angekündigten Zinserhöhungen der Notenbanken. Laut dem Finanzexperten löst die Inflation eine „gigantische Umverteilung von Nord- nach Südeuropa“ aus. Während Länder wie Deutschland, die Niederlande und Dänemark, die in der Vergangenheit sparsam gewirtschaftet haben, Verlierer seien, profitierten zum Beispiel Italien, Portugal, Spanien und Griechenland von der Inflation.
Kritisch setzte sich Faller auch mit dem gegenwärtigen Konsumentenvertrauen und Kaufverhalten auseinander: „Alle Unternehmen haben ihre Preise nach oben geschraubt, und die Kunden nehmen sie an.“ Gleichzeitig steige der Aktienkurs dieser Firmen, „die wissen, wie man Geld macht“. Am Beispiel einiger beliebter Konsumprodukte wie Cola oder Chips erklärte der Experte seinen Zuhörern, wie sie sich an den Gewinnen bekannter Marken beteiligen können: „Kaufen Sie Aktien von den Produkten, die Sie konsumieren, und profitieren von deren ansteigenden Kursen.“
Im Vergleich zu den Amerikanern seien deutsche Anleger im Aktiengeschäft eher zurückhaltend, obwohl dessen Prognosen eher positiv zu bewerten seien, bedauerte Faller. Wenn man die Inflation ein wenig auffangen und einen nachhaltigen Ertrag erzielen wolle, könnte aktuell der richtige Zeitpunkt sein, zumindest einen Teil des Vermögens in Aktien oder Aktienfonds zu investieren. „Was während der zurückliegenden 40 bis 50 Jahre geklappt hat, wird auch künftig funktionieren“, sagt er. Von überstürzten Käufen riet Faller allerdings ab. Anstatt zum Sparbuch zu greifen, mit dem man keine Rendite erwirtschaften könne, empfahl er, im Zuge eines monatlichen Ansparplans einen Teil seines Geldes in Aktien anzulegen. Diese könne man später auch flexibel an Kinder oder Enkel übertragen.