Von Thomas Niedermair
Krumbach Für eine junge Liebe ist man nie zu alt. Von dieser Prämisse ausgehend, gestaltete sich die Eröffnung des Literaturherbstes in der Raiffeisenbank Schwaben Mitte als ebenso amüsante wie zum Lesen verführende Angelegenheit. Verantwortlich hierfür war die hessische Bestseller-Autorin Susanne Fröhlich, die humor- und temperamentvoll mit „Getraut“ ihren mittlerweile zwölften Roman um die von allerlei Sorgen und Nöten geplagte, aber unverwüstliche Alltagsheldin Andrea Schnidt vorstellte. Die bekannte Schriftstellerin, Journalistin und TV-Moderatorin, die nicht nur im Fernsehen und mit ihren Andrea-Schnidt-Romanen, sondern auch mit ihrem Ernährungsratgeber „Moppel-Ich“ große Erfolge feiern konnte, gestaltete ihre Lesung als kurzweilig-erfrischendes Unterhaltungsprogramm und sorgte mit ihren aus dem Leben gegriffenen Figuren und Geschichten für zahlreiche Lacher.
Es sei eine große Freude, zur Eröffnung des 18. Literaturherbstes, „wenn in Krumbach der Herbst so langsam Einzug hält und das Kulturleben wieder aufblüht“, mit Susanne Fröhlich eine überaus erfolgreiche Bestseller-Autorin begrüßen zu können, betonte Raiffeisenbank-Prokuristin Sabine Turek. Auch Bürgermeister Hubert Fischer, Schirmherr der Reihe, verwies auf die Bedeutung des Literaturherbstes für eine Kleinstadt wie Krumbach und lud dazu ein.
Susanne Fröhlich, die seit 2005 die MDR-Sendung „Fröhlich lesen“ moderiert, hatte von Beginn an keine Schwierigkeiten, unter Beweis zu stellen, dass ihr Nachname zu ihrem Naturell passt. Bevor sie einige Passagen aus ihrem neuen Andrea-Schnidt-Roman zum Besten gab, lobte sie Krumbach als nettes Städtchen, in dem sie bereits „sehr viel Fleisch für den Mann zu Hause“ gekauft habe. Er könne sich also nicht beklagen, denn „erstens bin ich außer Haus und zweitens bringe ich ihm Fleisch mit“. Sie wisse natürlich, „dass heute hier Männer anwesend sind, die nicht ganz freiwillig da sind; aber das Schöne an Lesungen ist: Es geht vorbei“. Natürlich war die Sorge unbegründet, denn auch die Männer, wenngleich innerhalb des von Frauen dominierten Auditoriums in der voll besetzten Raiffeisenbank eindeutig in der Minderheit, hatten ihren Spaß an den turbulent-komischen Begebenheiten, mit denen Susanne Fröhlich ihre Hauptfigur Andrea und deren familiären Anhang im Roman „Getraut“ konfrontiert.
Susanne Fröhlich, in Frankfurt geboren und in der Nähe der Main-Metropole lebend, bringt in ihrem neuen Buch viel Lokalkolorit samt hessischem Mundart-„Gebabbel“ ins Spiel. Der doppeldeutige Titel drückt aus, worum es diesmal vorrangig geht, nämlich einerseits um den nötigen Mut, den Alltag meistern zu können, und andererseits um das spezielle Wagnis, sich auch im fortgeschrittenen Alter nochmals zu trauen und heiraten zu wollen. Im konkreten Fall sind dies im Roman Andrea Schnidts Ex-Schwiegervater Rudi, der sich entschlossen hat, mit 87 Jahren ein zweites Mal zu heiraten, und seine Auserwählte Irene, die allerdings nicht rundum begeistert ist, wenn der sparsame Rudi seinen auf etlichen Beerdigungen erprobten Anzug auch auf der Hochzeit tragen möchte oder den Verlobungsring seiner verstorbenen ersten Frau Inge auch Irene an den Finger steckt – „wesche der Nachhaltigkeit un so“.
Schlimmer für das reife Brautpaar wirken sich allerdings der Sieg der Frankfurter Eintracht im Europa-League-Finale und der darauffolgende städtische Ausnahmezustand aus, denn Rudis und Irenes genau für diesen Tag geplante Trauung muss wegen der spektakulären Siegesfeier auf unbestimmte Zeit verschoben werden, was angesichts des Alters der beiden Protagonisten wenig Fröhlichkeit auslöst: „Irene, mer könne ned heirate! ... De Fußball is schuld!“ Aber es findet sich eine Lösung.
Dass dann allerdings weitere Komplikationen auftreten, vermittelte Susanne Fröhlich dem Publikum in der Raiffeisenbank mit Charme und Witz. Sie las noch eine weitere deutlich ernstere Passage ihres neuen Romans, die von Andreas unter Demenz leidender Mutter, von vertauschten Gebissen und dem Ringen um ein letztes Stück Selbstständigkeit im Pflegeheim handelt.
Wie es mit Andrea, ihren Kindern, ihrem Lebensgefährten (und zukünftigen Gatten?) Paul und den übrigen Protagonisten der Romanreihe weitergeht, muss im Buch selbst nachgelesen werden, denn die pfiffige Autorin beendete sodann ihre Lesung und leitete nahtlos zum üblichen „Frage-Antwort-Spiel“ über. Da sie sich dabei die ersten Fragen selbst stellte – etwa „Woher bekommen Sie Ihre Anregungen?“ oder „Wie lange schreiben Sie an einem Roman?“ – währte die Zurückhaltung der schwäbischen Gäste nicht lang. Und Susanne Fröhlich nahm sich im Anschluss an die Lesung viel Zeit, um alle Publikumsfragen mit launigem Humor zu beantworten und fleißig Bücher zu signieren. Den ersten Andrea-Schnidt-Roman „Frisch gepresst“ habe sie geschrieben, „als ich meine Tochter zur Welt brachte“. Autobiografisch seien diese Geschichten aber nicht, auch wenn sie ihre Anregungen vom aufmerksamen Zuhören bekomme.
Sie schreibe nicht fürs Feuilleton, sondern Unterhaltungsliteratur, was aber keineswegs immer einfach sei. „Ich habe keinen Manager“, betonte die Hessin. Gefragt nach ihren zukünftigen Plänen, teilte die Schriftstellerin mit, dass es eine Fortsetzung des Romans geben werde. „Ansonsten habe ich nur einen Wunsch: Ich möchte gerne Klimmzüge können.“